Frauenpower bei ELIGO: Interview mit Maren Hiltmann und Christa Mette
Unsere Managing Consultants sprechen über aktuelle Herausforderungen für Frauen in der HR-Berufswelt.
Anlässlich des Welt-Frauentages am 08. März haben wir mit unseren Geschäftsführerinnen Christa Mette und Maren Hiltmann zum Thema Gender Equality gesprochen. Im Interview beleuchten sie die Herausforderungen von Frauen in der Arbeitswelt und sprechen über mögliche Lösungsansätze für mehr Geschlechtergerechtigkeit.
ELIGO: Liebe Maren, liebe Christa, wir möchten heute über Frauenpower in der Arbeitswelt sprechen und legen unseren Fokus auf Frauen in der HR-Branche. Was sind aktuell aus eurer Sicht die größten Herausforderungen für Frauen in HR-Berufen?
Maren Hiltmann: Die größte Herausforderung bleibt wohl die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen müssen sich weiterhin intensiv damit auseinandersetzen, unabhängig von ihrem Arbeitsfeld. Es ist bemerkenswert, dass die Männer dieses Thema oft immer noch nicht berührt, während Frauen ständig damit jonglieren müssen.
Ich hoffe, dass sich die Fragen der Betreuung von Kindern oder Eltern in Partnerschaften und für Erziehende in Zukunft zunehmend fairer gestaltet. Schön wäre es auch, wenn Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen darüber nachdenken.
Christa Mette: In unseren Projekten arbeite ich hauptsächlich mit Frauen und bin oft massiv erschreckt, dass die Entscheider dann noch weiterhin Männer sind. Es gibt sicherlich auch Frauen in Führungspositionen, aber meistens sind Frauen in Projekten operativ involviert, während Männer die Entscheidungen treffen.
Ich beobachte, dass nach Familiengründung Frauen häufig die Elternzeit übernehmen und ihre berufliche Entwicklung zurückstellen. Traditionelle Rollenmuster führen dazu, dass Frauen in Teilzeit wiedereinsteigen und Männer weiter Vollzeit arbeiten, was die Karrieren der Frauen entsprechend beeinträchtigt.
Junge Frauen möchten es oft anders handhaben, aber nach der Familiengründung fallen die jungen Eltern oft in traditionelle Muster zurück oder werden von den Umständen dazu gedrängt. Männer landen weiterhin in Entscheiderpositionen, was beunruhigend ist.
Ich arbeite hauptsächlich mit Frauen in den Projekten und bin oft massiv erschreckt, dass die Entscheider dann noch weiterhin Männer sind. Es gibt sicherlich auch Frauen in Führungspositionen, aber meistens sind Frauen in Projekten operativ involviert, während Männer die Entscheidungen treffen.
ELIGO: Ich höre daraus, dass die Entscheider immer noch männlich sind und die Frauen aufgrund von Familie, Elternzeit, Kinderbetreuung beruflich eher zurückbleiben. Was sind aus eurer Sicht die Gründe dafür?
Maren Hiltmann: Aus meiner Sicht erfordert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ständige Anpassungen, in jeder Lebensphase. Entsprechend geht es auch darum, dies für sich selbst immer wieder zu überprüfen und mit dem Arbeitgeber im Gespräch zu bleiben.
Dabei kann die Initiative von den Mitarbeiter*innen selbst kommen. HR-Abteilungen können darüber hinaus proaktiv Reflexionsangebote dazu anbieten. Gleichzeitig sind es dann die Führungskräfte, die mit ihren Mitarbeitenden bzw. Teams über Modelle zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben sprechen. Erfreulicherweise erfährt das Thema Mentoring aktuell große Beliebtheit, vor allem die Frauen-Mentoring-Programme haben einen großen Mehrwert für die Entwicklung von weiblichen Karrierewegen.
Christa Mette: Traditionelle Rollenbilder sind das eine. Hinzukommt, dass die Frauen sich weniger zutrauen!
Wir hatten vor einigen Jahren ein sehr spannendes Projekt mit einer Stadtverwaltung durchgeführt.
Es ging um die Identifikation von Führungskräftenachwuchs. Für die Aufnahme in den Führungskräftenachwuchs-Talentpool wurde eine risikofreie Potenzialanalyse für die Belegschaft angeboten. Alle durften sich beteiligen. Auch diejenigen, die nur im entferntesten Sinne für den Führungskräfte-Nachwuchspool geeignet waren oder einfach nur eine Rückmeldung zum eigenen Potenzial haben wollten.
Im Rahmen dieser risikofreien Potenzialanalyse sind sehr viele Frauen identifiziert worden, die bestens als Führungskräfte-Nachwuchs geeignet waren. Rückblickend gab es viele Frauen, die gesagt haben, dass sie es nie gewagt hätten sich für die nächste Stufe zu bewerben, wenn sie diesen geschützten Raum zum Ausprobieren nicht gehabt hätten.
Im Nachhinein bewertete man das Projekt als sehr erfolgreich, der Führungskräftenachwuchspool ist gewachsen und wurde deutlich diverser als vorher.
Daher mein Appell an alle Frauen: Traut Euch!
Shared Leadership oder auch Shared Responsibility kann sehr interessant sein – und nicht nur für Frauen, da es eine Möglichkeit bietet, sich im Tandem weiter zu entwickeln. Es gibt dieses wie andere nicht traditionelle Konzepte, wie Führung und Verantwortung organisiert werden können. In diesen Dingen mehr Variation zu erproben – da sehe großes Potenzial für die Zukunft.
ELIGO: Eine großartige Perspektive! Gibt es weitere Projekte, von denen ihr gerne erzählen würdet?
Maren Hiltmann: Ich hatte vor einiger Zeit ein Projekt im Kontext von Stellenbesetzung für höhere Führungsposition. Es ging um die Besetzung einer Führungsposition, die von zwei Personen geteilt werden sollte: Shared Leadership. Dabei stand bereits eine Person für die erste Hälfte der Position fest. Nun galt es, die zweite Hälfte zu besetzen. Das Unternehmen hatte einen standardisierten Auswahlprozess, in dem HR und die vorgesetzte Führungskraft für das Auswahlverfahren als Beobachter*innen geplant waren. Die Person, die die Position teilen würde und bereits feststand, hatte laut Plan keine Rolle, so etwas war in der Konzeption nicht vorgesehen. Es war jedoch offensichtlich, dass sie für die Position benötigt wurde, da beide zusammen ein wichtiges Tandem bilden sollten. Es stellte sich die Frage, wie man die Person sinnvoll einbinden kann. Hier zeigte sich, dass in der Konzeption ein „Old School Bias“ enthalten war, da bisher eher in Vollzeitmodellen gedacht wurde und nicht in Teilzeitmodellen.
Glücklicherweise konnten wir das Problem schnell lösen, da die Führungskraft die Person, die ihre Position teilen wollte, viele Jahre kannte und sehr intensive Vorgespräche geführt hat. Sie hatten sich bereits viel untereinander ausgetauscht und die teilsuchende Person brachte ihre Perspektive ein. Darüber hinaus haben wir uns vorab die grundsätzliche Passung zur Führungsebene angesehen. Wenn wir dachten, dass es passen könnte, haben wir die beiden einander vorgestellt. Danach haben sie gemeinsam überprüft, ob sie miteinander arbeiten könnten und wollten. Dies war kein Standardverfahren, sondern eine interessante Lösung, die leider noch nicht weit verbreitet ist.
Shared Leadership oder auch Shared Responsibility kann sehr interessant sein – und nicht nur für Frauen, da es eine Möglichkeit bietet, sich im Tandem weiter zu entwickeln. Es gibt dieses wie andere nicht traditionelle Konzepte, wie Führung und Verantwortung organisiert werden können. In diesen Dingen mehr Variation zu erproben – da sehe großes Potenzial für die Zukunft.
ELIGO: Was sind eurer Meinung nach noch weitere Möglichkeiten, wie Frauen ihr Potenzial in der Arbeitswelt entfalten können?
Christa Mette: Ich glaube, dass Frauen auch weniger in Netzwerken sind. In den letzten Jahren sind mehrere Frauennetzwerke entstanden. Diese Entwicklung begrüße ich sehr. Gleichzeitig möchte ich betonen, dass es wichtig ist, sich mit den richtigen Leuten zu verbinden. Es gibt viele Frauen- und Männer-Netzwerke, aber oft sind die Entscheider in den Männer-Netzwerken. Es wäre eventuell besser, wenn diese Netzwerke gemischt wären, um den Austausch, gegenseitige Unterstützung und dadurch auch die Chancengleichheit zu fördern.
Auch ist es wichtig, mit wem ich networke. Netzwerke, die in erster Linie mit Männer in Entscheiderrollen besetzt sind, müssen aufgebrochen werden. Frauen und Männer müssen sich gegenseitig fördern und fordern. Darin sehe ich nicht nur eine Chance für Frauen. Auch Männer profitieren davon, wenn die traditionellen Strukturen und Hierarchien überwunden werden.
ELIGO: Was liegt Euch noch am Herzen im Zusammenhang mit Frauenpower?
Christa Mette: Ich glaube, dass wir alle unsere „Schranken“ im Kopf und eigene Bias haben. Aus meiner Sicht ist es wichtig, zu reflektieren, welche Geschlechterschubladen unbewusst in unseren Köpfen sind und inwiefern wir diese in ein Auswahlverfahren oder in eine Beurteilung der Leistungssituation mitnehmen. Wir können daran arbeiten, dass die Verfahren in den HR-Prozessen objektiv und geschlechterneutral sind und Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Das ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.